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Position

Wir kämpfen für ähnliche Ziele – aber mit anderen Mitteln: Zum Vorschlag der regionalen und kleinen Produzentenverbände für einen Verhaltenskodex für die Vergabe von Auftragsproduktionen durch öffentlich-rechtliche TV-Sender in Deutschland

25. Oktober 2012
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Geschäftsstelle Berlin
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Was uns verbindet:

Die Forderungen im nun vorgelegten Entwurf für einen Verhaltenskodex entsprechen in vielen Punkten den Forderungen der Produzentenallianz:

1. Stichwort „Transparenz“

Die Forderung nach mehr Transparenz bei der Auftragsvergabe gerade auch beim gebührenfinanzierten Fernsehen wurde bei unserem letzten Produzententag erstmals öffentlich aufgestellt und begründet. Die Forderung nach einem jährlichen „Produzentenbericht“ wurde auf Anregung der Produzentenallianz gestern mit führenden Medienpolitikern öffentlich auf den Münchener Medientagen diskutiert. Unser Ziel ist es, größere Transparenz bei der Auftragsvergabe öffentlich- rechtlicher Sender herzustellen. Das bedeutet konkret: Der Produzentenbericht soll die Programmstunden und die Aufwendungen in den Bereichen Auftrags- sowie Koproduktion, Eigenproduktion und Lizenzproduktion sowie nach Genres im Sinne von § 15. Abs 1 Nr. 1 RStV darstellen.

2. Stichwort „Rechteteilung“

Die Produzentenallianz ist bzgl. der Verteilung der Verwertungsrechte mit sehr ähnlichen Forderungen gestartet. Zu Beginn der Eckpunkte-Gespräche hatten wir – entsprechend dem britischen Modell – gefordert, den Sendern nur zeitlich und räumlich begrenzte Senderechte zu belassen und die Erlöse aus den übrigen Verwertungsrechten hälftig zu teilen.

3. Stichwort „Modernisierung der Terms of Trade“

Auch bei den sonstigen Punkten finden sich erstaunlich viele Parallelen, etwa bei der Übernahme von Entwicklungskosten, dem Wunsch nach Vereinheitlichung der Vertragsmuster, dem Versuch der Beschleunigung von Vertragsabschlüssen, dem Ziel der Produzentenbindung, der Anpassung der HU-Sätze und der Verringerung der Bürgschaftskosten.

Einige der Forderungen wurden ganz oder teilweise realisiert, andere waren – zumindest im Verhandlungsweg – noch nicht durchsetzbar.

Was uns trennt:

Manche Forderungen haben wir nicht erhoben, weil wir sie für unrealistisch oder – mit Bezug auf Preise – sogar für kartellrechtswidrig halten: etwa die Forderung nach einem gänzlichen Verzicht auf Bürgschaften, nach der Veröffentlichung von Preisspannen für bestimmte Programme, einem einheitlichen Vertragsmuster für Auftragsproduktionen vom ZDF und allen ARD-Sendern oder nach einer vierteljährlichen Veröffentlichung der Programmplanung. Eine Auftragsvergabe, die nach dem Modell öffentlicher Ausschreibungen erfolgt, halten wir für unpraktikabel und weder im Interesse der Sender noch der Produzenten.

Wir haben die Forderungen nach Transparenz der Auftragsvergabe, nach fairer Aufteilung der Rechte und nach Modernisierung der Terms of Trade für alle Produktionsunternehmen gestellt. Nicht nur die unabhängigen Produktionsunternehmen, sondern auch die mit den Sendern verbundenen Unternehmen haben die Produzentenallianz dabei vorbehaltlos unterstützt. Die Produzentenallianz ist nicht an einer Frontstellung der Standorte, der Genres (z.B. Kinofilm versus TV-Film), der unabhängigen und der senderabhängigen Unternehmen gegeneinander interessiert.

Im Kern liegt der Unterschied in der Herangehensweise: Die Produzentenallianz hat sich nicht damit begnügt, Forderungen aufzustellen, sondern hat Eckpunkte mit ARD und ZDF verhandelt. Dabei musste sie Kompromisse eingehen und konnte sich in einigen, zum Teil auch sehr wichtigen Punkten, wie dem der Rechteteilung, nicht gegenüber den Sendern durchsetzen. Die AG DOK und die anderen Verbände haben bisher nur Forderungen aufgestellt.

Wie es weiter geht:

Die Produzentenallianz sieht sich auf einem langen Weg, bei dem sie auch in Zukunft auf Unterstützung der Politik angewiesen sein wird. Das bisher Erreichte ist nur ein erster Schritt, dem weitere folgen müssen, um langfristig in Deutschland eine vielfältige und internationale wettbewerbsfähige Produzentenlandschaft zu erhalten und auszubauen. Weil die Forderung nach einem „Verhaltenskodex“ für öffentlich-rechtliche Sender uns auf diesem Weg hilft, ist es gut, dass sie gestellt wird. Aber sie ersetzt den mühsamen Weg nicht.

 

25. Oktober 2012

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