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Pressemitteilung

Wirtschaftliche Aussichten der deutschen Filmwirtschaft 2009 – Verhaltene Stimmung bei Film- und TV-Produzenten

19. März 2009
Topic
Section

Kino

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Nur 46 % der befragten Unternehmen bewerten wirtschaftliche Situation positiv / Entwicklung ab 2010 für 56 % ungewiss oder negativ / Seit Oktober 2008 Auftragsstornierungen bei 30 % / 31 Kinofilmprojekte durch Unsicherheit der FFA-Finanzierung „akut gefährdet“

Berlin, 19. März 2009 – „In keinem der letzten drei Jahre zuvor war die Auftragsvergabe und die Zusage von Koproduktionen so ungewiss wie im Augenblick“ – so fasst eines der befragten Unternehmen die gegenwärtige Stimmung in der deutschen Film- und TV-Produktionswirtschaft zusammen. Tatsächlich sind die Antworten, die die Allianz Deutscher Produzenten – Film & Fernsehen auf ihre Fragen zur aktuellen wirtschaftlichen Entwicklung und zu den Erwartungen nach 2010 bekommen hat, durchweg verhalten. Nur 46 % der befragten Unternehmen bewerten die aktuelle wirtschaftliche Situation als positiv. Zwar ist der Umsatz von über 60 % der Unternehmen 2008/2009 gleich geblieben oder gar gewachsen, aber die wirtschaftliche Entwicklung in der näheren Zukunft ab 2010 wird von 56 % als ungewiss oder gar negativ bewertet. Gaben 17 % der Unternehmen an, 2008 im Vergleich zu 2007 weniger Menschen fest beschäftigt haben zu können, sind es für 2009 schon 22 %, die Arbeitsplätze abbauen müssen.

Seit Oktober 2008, als sich die Krise auf die Realwirtschaft auszuwirken begann, mussten 30 % der befragen Unternehmen – beinahe jedes dritte – die Stornierung von Aufträgen verkraften. 70 % gaben an, dass ihnen bei inflationsbereinigt gleichbleibender Vergütung ein umfangreicheres Leistungsspektrum (Produktionsleistungen, Nebenleistungen, Lizenzen, etc.) abverlangt wurde.

Immerhin hat sich die naheliegende Erwartung, dass die Finanzkrise bereits dramatische Auswirkungen auf die (Zwischen-) Finanzierung von Film- und TV-Projekten durch Banken ausgelöst hat, nicht bestätigt. Noch geben 85 % „keine wesentliche Veränderung“ und sogar 2 % eine Verbesserung an.

Ein deutlicher Unterschied zwischen Kino- und TV-Produzenten zeigt sich vor allem bei der Erwartung von nennenswerten wirtschaftlichen Einbußen aufgrund einer negativen gesamtwirtschaftlichen Entwicklung für das Geschäftsjahr 2009. Gehen bei den TV-Produzenten lediglich 48 % davon aus, dass es nicht zu einer Verschlechterung kommt, sind es bei den Kinofilm-Produzenten sogar nur 36 %. Das ist insofern besonders alarmierend, weil die Untersuchung durchgeführt wurde, bevor die sich die Sicherheit der FFA-Förderung für das laufende Jahr – ausgelöst durch eine Entscheidung des Verwaltungsgerichts Leipzig – dramatisch verschlechtert hat. Nachdem das Bundesverwaltungsgericht zwar die Förderung durch das FFG und die Festlegung gesetzlicher Abgabepflichten für grundsätzlich verfassungsgemäß erklärt hat, nicht aber die branchen-interne Abgabepraxis, kann die FFA nur noch einen Teil ihrer Branchenmittel ausschütten, weil eine zunehmende Zahl von Kinos die Filmabgabe „unter Vorbehalt“ zahlt.

An einer „Blitzumfrage“ zum Thema Folgen der Unsicherheit bei der FFA-Finanzierung haben 25 Unternehmen aus der Sektion Kino der Produzentenallianz teilgenommen. Bei 17 dieser Unternehmen besteht ein Anspruch auf Referenzförderung, bei 16 ist die Förderung Bestandteil der Finanzierung von insgesamt 31 in diesem Jahr zu realisierenden Filme. Damit gaben drei Viertel dieser Unternehmen an, bei ihnen sei die Fertigstellung von Projekten sogar „akut gefährdet“.

Damit bringen die unter Vorbehalt zahlenden Kinobetreiber nicht nur die Fortsetzung des Kino-Erfolgs deutscher Filme in Gefahr, sie verhindern auch die Fertigstellung der Filme, die ihnen jährlich 20–35 Millionen Besucher verschafft haben – seit 2003 175,5 Millionen. Einer der Teilnehmer der Blitzumfrage meint: „Eine Erosion der Einzahler wird das gesamte Finanzierungsmodell der FFA in Frage stellen. Weitere Einzahler werden dem Negativbeispiel folgen. Damit riskiert man fahrlässig in Zeiten wirtschaftlicher Unsicherheit und technischem Umbruchs ein bewährtes System, ohne die kurz- und mittelfristigen Auswirkungen nur annähernd einschätzen zu können. Der Standort Deutschland wird damit zum filmkulturellen und filmwirtschaftlichen Entwicklungsland.“

Die Untersuchung „Wirtschaftliche Jahresaussichten der deutschen Filmwirtschaft 2009“ wurde von der Allianz Deutscher Produzenten im Februar und März 2009 unter ihren 100 Mitgliedern, die ca. 80 % des Umsatzvolumens der deutschen Film- und TV-Produzenten repräsentieren, durchgeführt. Sie ist der Auftakt zu einer kontinuierlichen und umfangreichen Evaluierung der wirtschaftlichen und kulturellen Leistungsfähigkeit der deutschen Produktionswirtschaft. Damit wird die Produzentenallianz – erstmals in Deutschland – belastbare Zahlen zu diesem bedeutenden Bereich der Kreativwirtschaft vorlegen.

Berlin, 19. März 2009

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