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Presseschau

12. RÄStV: Rückendeckung für Produzenten

29. August 2008
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Die Länder hätten ARD und ZDF aufgefordert, neue Terms of Trade zu vereinbaren – „Rückendeckung für die Produzenten“ –, schreibt Katharina Dockhorn in Blickpunkt:Film. Bei der zunehmenden Verbreitung und Nutzung von Fernsehinhalten im Internet gehe es laut Alexander Thies, Vorstand der Produzentenallianz, nicht um höhere Erlöse, „sondern um Erlöse überhaupt“. Der kostenlose Download von Programmen in Online-Mediatheken schade den digitalen Verwertungsmöglichkeiten der Produzenten, so Thies. Derzeit werde die Verwertung von Produktionen im Internet „nahezu automatisch und ohne jede Gegenleistung“ in den Verträgen verankert, das führe zu einer Abwertung von Nutzungsrechten und zu „unmittelbaren finanziellen Verlusten.“

Holger Roost-Macias, stellvertretender Allianz-Vorstand, ergänze: „Grundsätzlich geht es uns jetzt um eine Beteiligung des Produzenten an allen Auswertungen seines Produkts. Wer diese Verwertung macht und wie die Erlöse dann aufgeteilt werden, muss im Einzelfall geregelt werden.“

Die Rundfunkpolitiker der Länder hätten auf die Forderungen der Produzenten reagiert, so Dockhorn weiter. In einer Protokollerklärung zum 12. Rundfunkänderungsstaatsvertrag werde der öffentlich-rechtliche Rundfunk aufgefordert, gegenüber Fernsehproduktionsunternehmen „ausgewogene Vertragsbedingungen und eine faire Aufteilung der Verwertungsrechte zu gewähren“. Derzeit verhandelten Produzentenallianz und Sender über diesen strittigen Punkt, wobei die Sender von vornherein klar gemacht hätten, dass es nichts zu verteilen gebe. „Alle Sendervertreter haben aber verstanden, dass kreative Entwicklungsleistungen, internationale Qualität und umfassende Risikoübernahmen durch den Produzenten nichts mehr mit dem tradierten Buy-out-System der Sechzigerjahre zu haben“, habe Roost-Macias deutlich gemacht.

Schließlich zitiert Dockhorn noch einmal Alexander Thies. Nach Gesprächen mit ARD und ZDF habe man den Eindruck, dass sie sich der Aufforderung aus der Politik nicht verschließen werden: „Wir sind optimistisch, mit ihnen zu einer vernünftigen Einigung zu kommen.“ – „Krümel oder Sahnestück?“ (Blickpunkt:Film Nr. 36 vom 1.9.2009, S. 28)

Der ARD-Vorsitzende Fritz Raff und ZDF-Intendant Markus Schächter hätten sich im Vorfeld der Internationalen Funkausstellung „ein Stelldichein unter dem Berliner Funkturm“ gegeben, schreibt Christian Meier beim Mediendienst Kress. Sie hätten über die Zukunft des Fernsehens gesprochen. Zu den geplanten Änderungen im 12. Rundfunkänderungsstaatsvertrag, der den Öffentlich-Rechtlichen Grenzen im Internet aufzeigen soll, habe Raff gesagt: „Das tut uns weh.“ Man werde bis zum Schluss für die eigene Position kämpfen. Bis zum 23. Oktober, wenn die Ministerpräsidenten der Länder die Änderungen beraten, werde Schächter noch eine Reihe von Gesprächen führen. Die Verlage habe Schächter davor gewarnt, „nicht die falsche Tür zu bewachen“ Verlage und Sender müssten zusammen arbeiten, nicht gegeneinander, die „Feindes des Qualitätsjournalismus sitzen woanders“, so Schächter, der Google als ein Beispiel genannt habe: „Das Schlüsselwort heißt Kooperation“ (frei zugänglich)

Für den 12. Rundfunkänderungsstaatsvertrag würden am 11. September bei der Sitzung der Rundfunkkommission die entscheidenden Weichen gestellt, berichtet ebenfalls Blickpunkt:Film und zitiert Martin Stadelmaier, den für die Länder federführenden Chef der Staatskanzlei Rheinland-Pfalz: „Ich bleibe optimistisch, dass wir den Zeitplan einhalten können und der neue Vertrag zum 1. Mai 2009 gelten kann.“

Jürgen Doetz vom VPRT umreiße in seiner Kritik  am Vertragsentwurf drei Punkte, die die weitere Diskussion bestimmen: Die Vorgaben für die inhaltliche Konzeption der digitalen Kanäle, die Abgrenzung des Onlineangebots der Öffentlich-Rechtlichen zu anderen Rundfunkanstalten und zur Presse sowie die Überführung des Bestands an Telemedien von ARD und ZDF.

Die Politik wolle das Internetangebot der öffentlich-rechtlichen Sender generell auf sendungsbezogene Inhalte beschränken, die nur sieben Tage lang zum Download bereitstehen. „Vor allem die junge Zielgruppe holt sich ihre Informationen mittlerweile zu wesentlichen Teilen im Netz“, kritisiere das der ARD-Vorsitzende Fritz Raff. Nicht nur sendungsbezogene Inhalte, sondern alle Programme, „für die ja schon Gebühren bezahlt wurden“, sollten orts- und zeitunabhängig abgerufen werden können: „Feilschen auf den letzten Metern“ (Blickpunkt:Film Nr. 36 vom 1.9.2009, S. 20)

Auch bei der Medienwoche Berlin-Brandenburg („medienwoche@IFA“) geht es am Nachmittag des 2. Septembers um das Thema „New Terms of Trade? Partnerschaft für die digitale Welt“. Nach einem filmpolitischen Grußwort von Kulturstaatsminister Bernd Neumann stellt der Vorsitzende der Produzentenallianz, Alexander Thies, „Strategie und Agenda der Allianz Deutscher Produzenten – Film & Fernsehen“ vor, Peter Weber vom ZDF erläutert „Die Perspektive der Sender“, danach diskutieren auf dem Podium zusätzlich Uli Aselmann (Produzent, d.i.e.film.gmbh, Stellvertretender Vorstand Produzentenallianz), Oliver Berben (Produzent, MOOVIE – the art of entertainment), Peter Dinges (FFA) und Jürgen Doetz (VPRT). Mehr Informationen auf den Seiten der medienwoche@IFA (frei zugänglich)

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