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Presseschau

Alexander Thies: Geschlossenheit zieht Resultate nach sich

25. Februar 2010
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Im Interview mit Blickpunkt:Film spricht Alexander Thies, Vorsitzender des Vorstands der Produzentenallianz, über die Fortführung der Vertragsverhandlungen mit den Fernsehsendern, das Ringen um die Zukunft der FFA und die Gründe für das rasant gestiegene Interesse an der Produzentenallianz: „Mit der Erkenntnis, dass Geschlossenheit auch Resultate nach sich zieht“, sei das Vertrauen in den Verband gewachsen. „Wichtig war in diesem Zusammenhang sicherlich, dass wir überall dort, wo in den Gesprächen Diskretion erforderlich war, diese auch wahren konnten – obwohl intern stets sehr offen diskutiert wird.“

Das Interview aus Blickpunkt:Film Nr. 9/2010 vom 1. März (Seiten 30/31) im Wortlaut:

Alexander Thies zur Entwicklung der Produzentenallianz

Offenheit und Zielstrebigkeit

Berlin – Mit 72 Mitgliedern war die Allianz Deutscher Produzenten 2008 an den Start gegangen. Knapp zwei Jahre nach der Gründung hat sich ihre Zahl verdoppelt. Der Vorstandsvorsitzende Alexander Thies sieht darin nicht zuletzt eine Bestätigung für den Ansatz, die Produzentenlandschaft in ihrer ganzen Breite abzubilden.

Vor wenigen Wochen konnte die Allianz bereits das 147. Mitglied begrüßen. Wo sehen Sie die Gründe für das rasant gewachsene Interesse?
Ich denke, man kann ohne Übertreibung behaupten, dass sich die Allianz als Erfolgsmodell etabliert hat. Gerade ein Punkt, der uns kritisch entgegen gehalten wurde – die Diversität unserer Mitgliedsunternehmen – hat sich als großes Plus erwiesen. Wir haben mit unserer Arbeit gezeigt, dass ein integrativer Ansatz, der darauf fußt, mit allen zu sprechen und gemeinsame Schnittmengen zu betonen, zum Erfolg führen kann. Wir bilden die Produzentenlandschaft in ihrer ganzen Breite ab, vertreten große Unternehmen ebenso wie kleine, etablierte wie junge. Eine derart umfassende Vertretung zu sein, hat uns geholfen, von der Politik und anderen Partnern wie den Sendern als die gemeinsame Stimme einer ganzen Branche wahrgenommen zu werden. Das hat uns viele Türen geöffnet und bewiesen, dass sich auch vermeintlich große Gräben überwinden lassen, wenn man miteinander spricht. Im Gegenzug wuchs mit der Erkenntnis, dass Geschlossenheit auch Resultate nach sich zieht, das Vertrauen in den Verband. Wichtig war in diesem Zusammenhang sicherlich, dass wir überall dort, wo in den Gesprächen Diskretion erforderlich war, diese auch wahren konnten – obwohl intern stets sehr offen diskutiert wird.

Wie steht es um die Kooperation mit dem Verband Deutscher Filmproduzenten?
Wir haben mit diesem Verband eine Assoziierung angestrebt und tatsächlich bereits eine konkrete Vereinbarung ausgehandelt. Die dabei federführenden Mitglieder des Altproduzentenverbandes wurden jedoch bei den dortigen Vorstandswahlen vor wenigen Wochen abgewählt. Die Assoziationsvereinbarung ist mit der Abwahl ihrer Befürworter aber nun bedauerlicherweise hinfällig geworden. Wesentliche Mitglieder sind infolge dessen in die Allianz eingetreten.

Dazu zählt unter anderem die Bavaria. Was denken Sie, hat die „Zweifler“ letztlich von der Allianz überzeugt?
Neben der bereits angesprochenen Offenheit sicherlich die Tatsache, dass Entscheidungsfindung und Umsetzung nachhaltig und zügig betrieben werden. Bestes Beispiel sind sicherlich die Sendergespräche. Mit dem politischen Rückenwind aus dem Rundfunkänderungsstaatsvertrag ist es gelungen, die Verhandlungen mit den öffentlich- rechtlichen Sendeanstalten rasch aufzunehmen und bereits nach rund zehn Monaten zu einer Vereinbarung mit der ARD zu finden, die den Produzenten künftig mehr Rechte sichert. Die kurze Zeitspanne ist angesichts der Komplexität des Thema sensationell und sicher auch ein Verdienst der Verhandlungsführer bei der ARD und nicht zuletzt auch unserer hervorragenden Mannschaft um GF Christoph Palmer.

Wie geht es in den Sendergesprächen jetzt weiter?
Momentan verhandeln wir noch mit dem ZDF. Ich bin sehr zuversichtlich, dass wir dort zu einem ähnlichen Ergebnis kommen werden wie in den Gesprächen mit der ARD, schließlich ist das ZDF seit jeher ein Partner der Produzenten. Auch mit den Privaten haben wir bereits zusammengesessen. Wir können natürlich nicht erwarten, dass wir überall sofort mit offenen Armen empfangen werden und alles so schnell geht wie im Fall der ARD. Klar sollte sein, dass die Verhandlungen keine Einbahnstraße sind, denn letztlich sind es gemeinsame Interessen von Produzenten wie Sendern, um die es geht. Im Vordergrund steht die gemeinsame Wertschöpfung und Attraktivität für die Zuschauer.

Welche Themen haben darüber hinaus die Arbeit in den ersten zwei Jahren bestimmt?
Zum einen die grundsätzliche Bildung der Struktur und insbesondere die Komplettierung der Geschäftsführung. Daneben war es von Anfang an Ziel, sich als moderner Dienstleistungsverband aufzustellen. Tatsächlich haben wir durch den enormen Zulauf und auch durch den Beitritt neuer Sektionen wie den Animationsproduzenten eine Größe erreicht, die bereits einen neuen moderaten Strukturwandel erforderlich macht. Dazu und zu einer weiteren neuen Sektion werden wir nach dem 10. März mehr Informationen geben, wenn der Gesamtvorstand den Vorsitzenden gewählt hat. Besondere Erfolge unserer Arbeit waren die erstmalige Teilnahme an einer Anhörung zum 12. Rundfunkänderungsstaatsvertrag mit der entsprechenden Protokollnotiz sowie der Abschluss eines Tarifvertrags für Film- und Fernsehschaffende. Darüber hinaus lag die Herkulesaufgabe der letzten Jahre im Ringen um die Zukunft der FFA. Wir sind sehr dankbar, dass ein Haushalt aufgestellt werden konnte, der uns für 2010 Planungssicherheit bietet.

Wird die kleine Novelle des FFG die Probleme lösen können?
Die kleine Novelle ist sicherlich ein wichtiger und entschlossener Schritt, aber keine Gewähr dafür, dass das System stabil bleibt. Niemand kann ein Interesse daran haben, dass uns die FFA sprichwörtlich um die Ohren fliegt, darum müssen wir uns bemühen, den Schulterschluss in der Branche trotz der ein oder anderen unverrückbaren Position so eng wie möglich zu gestalten. Ich finde es ganz außergewöhnlich, dass sich die Politik seit Jahren fraktionsübergreifend derart engagiert für eine Branche einsetzt, die ihrerseits kaum in der Lage ist, mit einer Stimme zu sprechen und deren Partikularinteressen in diesem Fall einem übergreifenden Einvernehmen im Wege stehen. Gerade deshalb müssen wir uns als Branche aber dringend Gedanken machen, wie wir die Grundlagen der Filmförderung zukünftig gestalten wollen.

Den Fördersorgen zum Trotz erlebt der deutsche Film seit Jahren einen Höhenflug.
Der Erfolg, so erfreulich er ist, spiegelt leider nicht die Situation in der Breite der Unternehmen wider. Denn die Rahmenbedingungen sind zunehmend schwieriger geworden – was letztlich auch ausschlaggebend für die Gründung einer starken Interessenvertretung war. Die Produktionswirtschaft hat seit Jahren mit sinkender Auftragsvergabe und schwindenden Budgets zu kämpfen. Auf der anderen Seite sind die Kosten in einer Weise gestiegen, dass die Margen völlig unzureichend werden. Geradezu widersinnig ist, dass in dieser Situation die erfolgreichen Produktionsunternehmen dadurch „abgestraft“ wurden, dass die Referenzfilmförderung durch Vorbehalte unter Druck geriet.

Welche Themen neben der FFA werden in nächster Zukunft die Arbeit der Allianz bestimmen?
Zum einen natürlich die bereits angesprochene Neuaufstellung in den Gremien und Sektionen. Darüber hinaus wollen wir noch stärker den internen Dialog mit unseren Mitgliedern führen und auch den externen Dialog mit unseren Partnern erweitern. Und es ist sicherlich an der Zeit, die Verbandsarbeit künftig auf die europäische Ebene auszudehnen. Der Grundstein hierfür ist bereits gelegt. Grundsätzlich lautet die wunderbare Herausforderung, den Nutzen der Allianz für die einzelnen Mitglieder kontinuierlich zu erweitern. uh/mab

Wiedergabe mit freundlicher Genehmigung des Entertainment Media Verlags.

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