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Presseschau

Martin Moszkowicz: Refinanzierung der Digitalisierung in den meisten Kinos innerhalb eines Jahres möglich

16. März 2010
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Im Interview mit dem medienpolitischen Magazin promedia (März-Ausgabe) sagt Martin Moszkowicz, Mitglied des Gesamtvorstands der Produzentenallianz und Vorstand Film und Fernsehen der Constantin Film AG, die Qualität deutscher Filmproduktionen sei „vor allem auch wegen der besseren Finanzierungsmöglichkeiten“ gestiegen, dass es 2009 zwölf „Kinomillionäre“ gegeben habe, sei ein „kommerzielles Qualitätsmerkmal“.

Für Produzenten sei es ein Problem, „dass gerade einmal 400 3D-fähige und nur 500 digitale Kinosäle existieren und wir mit den Millioneninvestitionen in den Produktionen nun vor den wenigen Häusern Schlange stehen. Wenn man die möglichen Mehreinnahmen von 3D-Filmen hochrechnet, könnte man bei einem Großteil des deutschen Theaterparks die digitale Umrüstung in einem einzigen Jahr refinanzieren.“ Bei den „alten und kleinen Häusern“ werde es jedoch schwieriger, hier sei man auf die Unterstützung der Politik angewiesen.

Der Beitrag im Wortlaut:

  • Constantin Film hatte 2009 sechs Besuchermillionäre – so viele wie in keinem Jahr zuvor
  • Deutsche Produzenten bringen 2010 ihre ersten 3D-Filme ins Kino
  • Auch in Deutschland sollte eine Hochtechnologieförderung für die Filmwirtschaft erfolgen

„3D ist der Beginn einer technischen Revolution“

  • Interview mit Martin Moszkowicz, Vorstand Film und Fernsehen, Constantin Film AG


Für Martin Moszkowicz, den Vorstand Film und Fernsehen der Constantin Film AG ist die moderne 3D-Technologie „der Beginn einer technischen Revolution, vergleichbar mit dem Umbruch vom Stumm- zum Tonfilm“. Um so wichtiger sei es deshalb, dass möglichst schnell alle Kinosäle mit dieser digitalen Technik ausgerüstet werden. „Wieder einmal haben hier einige den Startschuss verschlafen. Es ist für uns Produzenten ein Problem, dass gerade einmal 400 3D-fähige und nur 500 digitale Kinosäle existieren und wir mit den Millioneninvestitionen in den Produktionen nun vor den wenigen Häusern Schlange stehen“, so Moszkowicz in einem promedia-Gespräch. Bei den alten und kleinen Häusern werde es jedoch schwieriger und hier werde man auf die Unterstützung der Politik angewiesen sein. Aber nicht zuletzt durch ihre Klage gegen das FFG hätten einige Kinoketten hier einen schnellen und sinnvollen Weg vorerst verbaut.

promedia: Herr Moszkowicz, welches waren für Sie die wichtigsten geschäftlichen Ergebnisse der Berlinale?
Moszkowicz:  Im wirtschaftlichen Bereich ist bei der Berlinale sicherlich der European Filmmarket besonders wichtig. Der hat sich gegenüber dem letzten Jahr wieder erholt. 2009 war bei den Einkäufern wegen der Finanzkrise sehr wenig Geld in Umlauf, es gab aber auch nur sehr wenige interessante Filme. In diesem Jahr hat sich die Finanzsituation durchaus verbessert, es gibt kaufwillige Verleiher aus der ganzen Welt. Das Filmangebot lässt aber noch etwas zu wünschen übrig, so dass wir in diesem Jahr keine Titel für unseren Vertrieb eingekauft haben. Wir konnten allerdings sehr gut verkaufen, vor allem unsere deutschen Produktionen. Besonders erfreulich ist, dass wir den 3D-Film „Konferenz der Tiere“ fast in die ganze Welt verkaufen konnten, obwohl der Film noch nicht fertig ist und wir auf der Berlinale nur zwölf Minuten zeigen konnten. Bei unseren Verkäufen handelt es sich um Beträge in einem hohen Millionenbereich.

promedia: 2009 waren einige Ihrer Filme erfolgreich im Kino. Wie sind die international gelaufen?
Moszkowicz:  Der Verkauf ist sehr genreabhängig. Animationsfilme sind im Ausland sehr gut zu verkaufen, gut laufen auch Genrefilme wie der Vampir/Action-Film „Wir sind die Nacht“ von Dennis Gansel. Schwer verkaufen lassen sich hingegen deutsche Komödien. Lokale Komödien haben es aber weltweit generell schwer.

promedia: Wirkt sich die gewachsene Breite und Qualität des deutschen Films auf dem deutschen Kinomarkt inzwischen auch international aus?
Moszkowicz:  Insgesamt ist die Qualität deutscher Filmproduktionen vor allem auch wegen der besseren Finanzierungsmöglichkeiten gestiegen. Es ist die Hauptaufgabe des DFFF, große Filmproduktionen im Land zu behalten oder ins Land zu holen. Darüber hinaus hat solch ein Instrument aber auch den Nebeneffekt, dass es die Qualität des deutschen Kinos hebt, allein weil man heute Filme mit größerem Schauwert und aufwändigere Projekte realisieren kann. Früher konnte man außer einem Drama, einem Arthouse-Film oder einer billigen Komödie fast gar nichts produzieren. Heute sind große Historienspektakel, Action-Filme und andere in einer hohen Qualität möglich, was dem deutschen Film auch international sehr geholfen hat.

promedia: Der große Renner beim Publikum im vergangen Jahr waren 3D-Filme, obwohl nur weniger als 10 Prozent der Kinos solche Filme zeigen können. Muss man sich doch wieder Sorgen um den deutschen Marktanteil machen?
Moszkowicz: Diese Frage müsste man eigentlich den Theaterbesitzern stellen. Wieder einmal haben hier einige den Startschuss verschlafen. Es ist für uns Produzenten ein Problem, dass gerade einmal 400 3D-fähige und nur 500 digitale Kinosäle existieren und wir mit den Millioneninvestitionen in den Produktionen nun vor den wenigen Häusern Schlange stehen. Wenn man die möglichen Mehreinnahmen von 3D-Filmen hochrechnet, könnte man bei einem Großteil des deutschen Theaterparks die digitale Umrüstung in einem einzigen Jahr refinanzieren. Ich zähle aber auf die Vernunft der Theaterbesitzer, obwohl wir bereits seit Jahren diese Entwicklung einfordern. Leute wie Jeffrey Katzenberg reisen seit fünf Jahren durch die ganze Welt und erzählen allen, dass die Produktionsfirmen weltweit hunderte von Millionen Euro in 3D-Filme investieren und die Kinos umgerüstet werden müssen – es ist fast nichts passiert. Es wird jetzt trotzdem sehr schnell gehen und bei den großen kommerziellen Kinos auch ohne staatliche Hilfe möglich sein. Bei den alten und kleinen Häusern wird es jedoch schwieriger und hier wird man auf die Unterstützung der Politik angewiesen sein. Aber nicht zuletzt durch ihre Klage gegen das FFG haben einige Kinoketten hier einen schnellen und sinnvollen Weg vorerst verbaut.

promedia: Es war 2009 kein einziger deutscher 3D-Film in den Kinos. Haben die deutschen Produzenten nicht auch geschlafen?
Moszkowicz:  Die neue Technologie in den Griff zu bekommen ist sehr komplex und es hat der großen amerikanischen Produktionen wie „Ice Age“ und „Avatar“ bedurft um auch den Letzten davon zu überzeugen, welchen visuellen und finanziellen Mehrwert man erzielen kann. Wir haben mit unserer Planung für S3D-Produktionen vor drei Jahren begonnen und es dauert eine Weile, bis solche Projekte umsetzbar sind und in die Kinos kommen. „Konferenz der Tiere“ ist seit fast zwei Jahren in der Produktion, jetzt ist er fertig und wir benötigen die 3D-Kinos.

promedia: Wie viele deutsche 3D-Produktionen kommen 2010 in die Kinos?
Moszkowicz:  Von uns werden drei S3D-Filme in die Kinos kommen: Es beginnt im August mit „Step up“ in 3D, eine Produktion von Disney, die wir – wie auch Step up 1 und 2 in Deutschland verleihen. Dann folgt im September „Resident Evil – Afterlife „, den wir selbst hergestellt haben. „Konferenz der Tiere“ folgt dann im Oktober. Wir sind gegenwärtig die einzige Firma, die in Deutschland das technische Know-how für stereoskopische Live-Action und Animation besitzt.
Ich weiß aber von vielen Kollegen, dass auch sie S3D-Projekte in Arbeit haben. In diesem Jahr werden wir weitere S3D-Drehs beginnen, darunter „Wiki“ und die große englischsprachige Produktion „Die drei Musketiere“. Für uns wird S3D ein wichtiger Teil der Produktionen der nächsten Jahre sein.

promedia: Sie teilen also nicht die Einschätzung von Herbert Kloiber, dem TMG-Geschäftsführer, dass 3D ein vorübergehender Boom ist?
Moszkowicz:  Nein, vor allem, weil es nichts mit dem 3D aus den siebziger Jahren zu tun hat. Darüber hinaus wird die Technologie weiterentwickelt, so dass ein Film wie „Avatar“ nicht den Höhepunkt sondern den Anfang der Entwicklung darstellt. Es ist der Beginn einer technischen Revolution, vergleichbar mit dem Umbruch vom Stumm- zum Tonfilm. Das Publikum entscheidet schon heute mit seinen Füßen darüber und ist auch bereit dafür mehr Geld auszugeben. Stereoskopische Filme werden uns die nächsten Jahre begleiten, auch im Fernsehen. Sky und HBO fangen im April 2010 an stereoskopisch auszustrahlen, obwohl die technische Revolution HDTV noch nicht einmal abgeschlossen ist. Auch die Hardware- Industrie hat bereits Geräte auf den Markt gebracht, die fähig sind, stereoskopische Bilder zu zeigen. 3D wird auch in neuen Genres zum Thema, zum Beispiel wird die Fußball-WM stereoskopisch aufgenommen und über Blueray verbreitet und im Kulturbereich nimmt die Metropolitan Opera gegenwärtig ihre Produktionen in 3D auf. Es können auch Aufführungen aus New York live in S3D in Kinosälen der ganzen Welt gezeigt werden. Diese Entwicklung stellt einen enormen Quantensprung dar und wird uns über die nächsten Jahre begleiten. Die nächsten Entwicklungsschritte wie S3D-Fernsehen ohne Brille und 3D-Sound stehen schon vor der Tür. Mit aller vorsichtigen Analyse der gegenwärtigen Situation scheint diese Entwicklung nur Vorteile zu haben, wenngleich sie sicherlich nicht für alle Filme richtig ist. Wir bauen S3D jedenfalls fest in unsere Planungen ein.

promedia: Wenn 3D schnell einen Massenmarkt erreicht, sind die deutschen Produzenten auch in der Breite in der Lage, darauf zu reagieren?
Moszkowicz:  Ich weiß aus vielen Gesprächen mit Kollegen, dass es viele Projekte gibt, die man in S3D herstellen will. Die Infrastruktur für 3D-Produktionen ist in Deutschland allerdings noch nicht auf der Höhe, die benötigt wird. Das ist allerdings auch in Amerika noch nicht so. S3D muss billiger und einfacher werden, aber das wird es auch. Die Grundlage ist aber, dass die Zuschauer diese Filme verlangen werden und daher wären die Produzenten schlecht beraten, wenn sie diesen Markt nicht bedienen.

promedia: Wie viel teurer ist ein 3D-Film als eine herkömmliche Produktion?
Moszkowicz:  Das kann man nicht genau mit Prozentzahlen festmachen. Zum einen benötigt man mehr Zeit um einen 3D-Film zu drehen, weil die Technik so komplex ist, dass nicht dieselbe Anzahl von Einstellungen pro Tag möglich ist. Mit einem System, bei dem eine Kamera stereoskopisch durch zwei Linsen aufnimmt, liegen die Kosten einer großen internationalen Produktion von über 30 Mio. Dollar etwa um zehn Prozent höher. Bei deutschen Produktionen von im Durchschnitt fünf Mio. Euro werden es eher 20–30 Prozent sein. Diese Mehrkosten werden sich aber verringern, auch durch neue Techniken. So arbeitet man gegenwärtig an der „Dimensionalisierung“ normaler 2D-Aufnahmen durch Computer. Dieses Verfahren kostet jedoch noch 40.000 bis 50.000 Dollar pro Minute und erreicht nicht die gleiche Qualität wie das Doppellinsen-Verfahren. Es wird sich vielleicht auch eine Teilung zwischen teuren und billigen Verfahren einstellen, wie wir sie aus dem Bereich der computer-generierten Effekte kennen.

promedia: Lassen sich die Mehrkosten allein durch das Kino hereinholen, solange die anderen Verwertungsmöglichkeiten noch nicht verbreitet sind?
Moszkowicz:  Der Kinopreis von zwei bis drei Euro mehr pro Karte rechtfertigt aber allein schon höhere Produktionskosten. Wir glauben fest daran, dass die spätere Verwertung über Video- 3D und 3D-Fernsehen kommen wird. Deshalb planen wir gegenwärtig unsere Klassiker wie „Die unendliche Geschichte“ durch Dimensionalisierung nicht als S3D-Filme noch einmal ins Kino zu bringen, sondern als Video und im Fernsehen zu vermarkten.

promedia: Halten Sie es für sinnvoll den 3DUmstieg durch eine spezielle Förderung zu beschleunigen?
Moszkowicz:  Ein Film wie „Konferenz der Tiere“ ist von den üblichen Förderinstrumenten gefördert worden, ohne jedwede Zuschläge. In diesem Rahmen sollte es bei einer unmittelbaren Förderung von S3D-Produktionen auch bleiben. Eine spezielle Förderung würde dagegen im gesamten Hochtechnologiebereich sinnvoll sein. Wir haben deshalb bei der Überarbeitung des DFFF angeregt, dass Hochtechnologieanteile eines Films besonders gefördert werden sollten. In Kanada gibt es etwa die „hightec credits“, weil es um Zukunftstechnologien, qualifizierte Arbeitsplätze und arbeitsintensive Produktionen geht. Einen starken Anreiz auch bei deutschen Filmen zu schaffen, halte ich deshalb für notwendig. Gleichzeitig ist die Förderung von Infrastruktur wichtig. Es ist uns in Deutschland nicht gelungen ein Hochgeschwindigkeitsnetz zwischen den relevanten Firmen einer 3DProduktion einzurichten. So etwas gibt es beispielsweise in England mit dem „Soho Net“ bereits seit den 80er Jahren, das alle Hochtechnologieunternehmen des Raums London untereinander verbindet, um die Zusammenarbeit dieser Firmen zu unterstützen. Das ist eine klassische Infrastrukturmaßnahme, für die dort regionale und nationale Fördermittel zur Verfügung stehen.

promedia: Bei einer Hochtechnologieförderung über den DFFF würden die Produzenten die Förderung erhalten?
Moszkowicz:  Den Hochtechnologieteil einer jeden Produktion kann man gegenwärtig weltweit auslagern. Wir würden es gern in Deutschland machen, weil wir auch die Firmen haben, die über dieses Know-how verfügen, aber wir müssen dafür sorgen, dass diese Firmen konkurrenzfähig sind. Das können sie aber nicht sein, weil die Inzentivierungen in den anderen Ländern so stark sind.

promedia: Es hat 2009 zwölf Kinomillionäre gegeben. Ist das viel oder wenig und ist es überhaupt ein Qualitätsmerkmal?
Moszkowicz:  Es ist ein kommerzielles Qualitätsmerkmal. Es gab noch nie so viele deutsche Filme, die die Millionengrenze überschritten haben. Das letzte Kinojahr hat ausgezeichnet, dass sich der Erfolg auf viele Schultern verteilt, während sich die bisherigen großen Kinojahre 2001 und 2004 dadurch ausgezeichnet hatten, dass jeweils ein einzelner Film ein sehr hohes Ergebnis einspielte. Die Constantin Film hatte sechs Besuchermillionäre und davon fünf in den Top zehn – so etwas hatten wir noch nie. Das ist sicherlich eine neue Qualität im kommerziellen Erfolg deutscher Filme.

promedia: Wird man, angesichts einer Vielzahl von Problemen, diesen Marktanteil von knapp 30 Prozent 2010 halten können, oder gibt es dieses Jahr die Delle nach unten?
Moszkowicz:  Es wird immer wieder Jahre geben, die abfallen. Viel wichtiger als das besonders erfolgreiche Jahr 2009 ist aber, dass der Trend der letzten Jahre nach oben zeigt. Diesen Effekt müssen wir beibehalten. Die Umsätze werden sicherlich weiter steigen, immer vorausgesetzt, dass die Kinobetreiber es schaffen ihre Säle umzurüsten. Es existieren bereits in diesem Jahr Zeiträume, in denen es zu viele S3D-Filme für die wenigen Säle gibt. In kleinen Spielplätzen schießen sich die Filme dann gegenseitig aus den Kinos, so dass der Film, wenn man ihn in dem einen Kino nicht unter bekommt, in dieser Stadt gar nicht gespielt wird. Das ist ein Unding. Wenn wie im 2D-Segment auch S3D-Filme überall parallel laufen können, werden auch die Besucherzahlen steigen.

promedia: Die Pläne von Staatminister Neumann zur Förderung der digitalen Umrüstung kleiner Kinos hören sich aber nicht so an, als würden sie 2010 wirksam…
Moszkowicz:  Die Digitalisierung ist lebenswichtig für die Filmindustrie, weil wir uns im Umbruch ins digitale Zeitalter befinden. Unsere Produktion bedient beides und für den Zuschauer ist der Unterschied zunächst unerheblich. Es profitieren die Kinos, weil sie keine Kopien mehr benötigen, die Verleiher durch geringere Vertriebskosten und später einmal die Produzenten, wenn der analoge Bereich komplett wegfällt. Für die Zuschauer beginnt der Mehrwert der Digitalisierung erst mit S3D sichtbar zu werden, weshalb sie auch bereit sind mehr dafür zu zahlen. Deswegen wird die S3D-Technik in den kommerziellen Häusern die Digitalisierung massiv vorantreiben. Ob die Hilfe für die kleinen und mittleren Theater, wie sie Bernd Neumann vorhat und wie sie für die Fläche dringend notwendig ist, schon in diesem Jahr wirksam wird, weiß ich nicht. Ich hoffe aber sehr, dass es so ist, denn wir brauchen auch Kinos auf dem flachen Land.

promedia: Wird bei der Constantin der Kinobereich durch rückgängige Eigenproduktionen der Fernsehsender weiter an Bedeutung gewinnen?
Moszkowicz:  Wir stehen auf mehreren Beinen, aber weder der Kinofilm- noch der Fernsehfilmbereich sind wichtiger als der andere. Es sind gleichberechtigte Teile nach Umsatz und Erträgen. Der Anteil der Kinofilme an Umsatz und Gewinnmarge ist etwas kleiner, aber es ist etwa 50/50. Die Constantin Film kann heute nur existieren, weil wir alles anbieten. Wir könnten weder als alleiniges Verleihunternehmen im Kinobereich, noch als Produktionsunternehmen allein für den Kino- oder Fernsehbereich tätig sein. Die Stärke des Geschäftsmodells der Constantin – weshalb es von Wettbewerbern so gern kopiert wird – besteht darin, die gesamte Kette abzudecken: deutsches und internationales Kino, deutsche und internationale Fernsehproduktionen, deutsche und internationale Verwertung, Volumenfernsehen und Entertainment – Produktionen. Dieser Mix schützt uns vor Markteinbrüchen, wie etwa jetzt durch die privaten Fernsehveranstalter, da wir ein starkes Kinojahr verzeichnen konnten.

promedia: Aber die Situation der Fernsehsender wird sich auf Jahre nicht verbessern. Die Sender leben doch anscheinend hervorragend mit Billigproduktionen und Wiederholungen…
Moszkowicz:  Leben sie wirklich so erfolgreich? Die Qualität des Fernsehprogramms ist ein entscheidender Faktor für den Fernsehkonsum. Nur billige und minderwertige Programme werden immer mehr Zuschauer vergraulen und ins Internet treiben, wohin übrigens auch die Werbekunden abwandern. Ich glaube natürlich daran, dass man diesen Trend abwenden kann, weil die Zuschauer immer gute Unterhaltung sehen werden. Man kann und muss hier mit Qualität und neuen Ideen dagegenhalten. Inzwischen erholt sich der Werbemarkt ein wenig und ich bin optimistisch, dass die Sender wieder mehr Programme in Auftrag geben werden. Das Verhalten der jungen Generation verändert sich aber und die Sender müssen sich darauf einstellen, damit ihr Programm kein Dinosaurierfernsehen wird. (JI)

Aus: Promedia Nr. 3/2010, S. 29–31 – Wiedergabe mit freundlicher Genehmigung des promedia-Verlags.

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