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Presseschau

Standpunkt: Reform der Filmförderung in Deutschland

22. August 2018
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Nachdem Nico Hofmann und Wolf Bauer im Januar 2018 in der FAZ (Ausgabe vom 16.1.2018) die Zukunftsfähigkeit eines Förderinstruments „unabhängig von Abspielwegen“ in der Unterstützung und Förderung der Inhalte-Produktion insgesamt sehen und besondere Anreize für die Produktion von High-End-Drama-Serien fordern, stellt das Fachblatt MedienWirtschaft (Heft 2/2018; S. 2ff.) drei Standpunkte zu dem Thema zusammen, auf die wir gerne hinweisen möchten:

Dr. Christoph Palmer, Geschäftsführer der Produzentenallianz stellt in seinem Standpunkt heraus, dass als Parameter für eine erweiterte Fernseh-Serienförderung „hochwertige, international vermarktbare, fiktionale Serien mit anspruchsvollen Budgets und zumindest sechs bis acht Folgen pro Staffel gefördert werden“ sollten. Weitere Eckpfeiler einer solchen Förderung sollten sein, „dass sowohl Entwicklungskosten wie Herstellungskosten von Produktionen bezuschusst werden können.“ Auch die Kombinationsfähigkeit mit Creative Europe und den Länderförderungen sollten bei Co-Produktionen ermöglicht werden. Palmer wird im Artikel noch konkreter und rechnet zur Förderhöhe vor, dass „man realistischerweise von Mindestkosten von einer Mio. Euro pro Folge bei 45/60 Minuten Länge ausgehen“ müsse. Somit würden pro Staffel Entwicklungskosten von 250.000 Euro nötig werden, pro Staffel käme man auf einen Zuschuss von „bis zu 3,5 Mio. Euro. Damit könne man international mitspielen. Es ginge dabei auch um die „Positionierung europäischer Themen, Anliegen und Erzählweisen im internationalen Konzert.“ Palmer äußert sich weiter zu den Rechten und der politischen Umsetzbarkeit eines solchen Förderinstruments. Er appelliert daran, dass man „im Haushaltsjahr 2019 mit einem Volumen von zumindest 50 Mio. Euro für den GMPF als dritter Säule der nationalen Filmförderung“ durchstarten könne, damit weitere Erfahrungswerte sammle und damit unterstütze man schon „den beginnenden deutschen Serienboom kraftvoll“. Unter Berufung auf eine Studie des Bundeswirtschaftsministeriums (Wirtschaftliche Bedeutung der Filmindustrie in Deutschland) betont er, dass erhebliche Standorteffekte auch und „insbesondere auf dem Arbeitsmarkt für kreative und qualifizierte Berufe“ die Folge wären.

Ein weiterer Beitrag des Standpunkts kommt von Prof. Dr. Karola Wille, Filmintendantin der ARD und Intendantin des Mitteldeutschen Rundfunks.

ARD und Degeto sehen sich – zusammengerechnet – als größter und wichtigster Auftraggeber der deutschen Film- und Fernsehproduktionswirtschaft in einer besonderen Verantwortung bei der Reform der Filmförderung in Deutschland. Die ARD begrüße daher die im Herbst des Jahres 2016 beschlossene effizientere Förderung. Dabei hebt sie besonders die Initiative „Der besondere Kinderfilm“ hervor, die vor fünf Jahren startete und zwischenzeitlich über 26 Partner habe. Die Filmintendantin sieht vor allem in der notwendigen Stärkung auf der europäischen Ebene „eine der größten Herausforderungen für alle Beteiligten“ und betont, dass eine Weiterentwicklung der AVMD-Richtlinie vonnöten sei, ebenso wie die Einführung einer „Quote für europäische Werke in Video-on-Demand-Katalogen“ und die Anerkennung der gesetzlichen Zahlungsverpflichtungen der großen internationalen Player.

Kirsten Niehuus, Geschäftsführerin der Filmförderung des Medienboard berlin-Brandenburg erinnert daran, dass in der Filmförderung in Deutschland seit den 60er Jahren „das Primat des Kinofilms“ galt. Aber seinerzeit habe es eben noch kein SVoD oder YouTube gegeben. Den GMPF sieht sie als erste Reaktion als „etwas zögerlichen Schritt, auf nationaler Ebene auch hochbudgetierte Produktionen zu fördern“ – ohne Konzeption für die Kinoauswertung. Für die Branche betrachtet sieht sie, dass man nun Inhalte für andere Plattformen produzieren können müsse, und dazu muss die Branche selbst „in die Lage versetzt werden“. Sie sieht daher, dass neben der klassischen Kinofilmförderung „auch neue Finanzierungsmodelle – z.B. Finanzierung durch einen/mehrere Sender und Plattformen oder Weltvertriebsgarantien“ in die Filmförderung eingebunden werden müssten.

Niehuus hebt hervor, dass das Diktum „German Films don’t travel“ nicht mehr gelte, da die Sprachbegrenzung keine Hürde mehr sei, Niehuus im Artikel: „Serien in deutscher Sprache laufen weltweit und sind nicht mehr auf den deutschen Markt begrenzt.“

Im Hinblick auf die Standortpositionierung Deutschlands in der Filmförderung macht aus ihrer Sicht „nur eine Zuschussförderung Sinn, denn: ohne Rechte keine Erlöse und ohne Erlöse keine Darlehenstilgung.“

Niehuus sieht neben den klassischen Finanzierungsförderungen noch einen Mangel bei der Wirtschaftsförderung, denn „die wirtschaftlich-technologische Relevanz der Filmbranche als Zukunftsindustrie“ sei ausbaufähig.

Alle Standpunkte lesen Sie bestellbar (kostenpflichtig) in der Printpublikation via: medienwirtschaft-online.de

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