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Presseschau

Filmförderungsdebatte: „Erfolg und Anspruch sind keine Feinde“

23. März 2015
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Nachdem Lars Henrik Gass, Leiter der Internationalen Kurzfilmtage Oberhausen, in der Frankfurter Allgemeinen einen radikalen Wandel der deutschen Filmförderung gefordert hat, „damit nicht nur kommerzielle Filme profitieren“, antwortet ihm Martin Moszkowicz in der FAZ vom vergangenen Wochenende und betont: „Erfolg und Anspruch sind keine Feinde“. Der Vorschlag von Gass zu einem „Systemwandel“ bestehe darin, „‚künstlerische‘ und ‚kommerzielle‘ Filmprojekte bei der Förderung strikt voneinander zu trennen und Letztere eigentlich gar nicht mehr zu fördern.“ Ein solches Schubladendenken erscheine nicht nur „so vorgestrig wie Omas und Opas Trennung zwischen U- und E-Musik“, sondern ist darüber hinaus völlig impraktikabel: „Wo hätte Gass denn gerne Filme wie zum Beispiel ‚Das Leben der anderen‘, ‚Goodbye Lenin‘ oder ‚Wer früher stirbt ist länger tot‘ einsortiert? Dies waren zunächst ausgesprochen riskant aussehende Projekte von nicht erfolgserprobten Regisseuren mit sperrigen und zudem scheinbar regional begrenzten Themen. Erst im Nachhinein erscheint es so, als seien sie schon immer ultrakommerziell konzipierte Blockbuster gewesen. Der kommerzielle Erfolg nimmt ihnen auch nichts vom kulturellen Gehalt.“ Erfolgreiche Produktionen zahlten also nicht nur die ihnen gewährten Produktionshilfen vollständig zurück, sondern darüber hinaus insgesamt mehr in das Solidarsystem ein. Beim Verleih und Vertrieb würden im Übrigen Erfolge und Misserfolge aggregiert, ein Erfolg wie „Fack ju Göhte“ müsse die Verluste der weniger großen Erfolge und Flops ausgleichen.

„Die Filmförderung ist kein perfektes System“, so Moszkowicz weiter, es gebe viel zu verbessern. Aber: „Filme werden von Produzenten, Autoren und Regisseuren gemacht – nicht von Fördersystemen. Und deren Ziel muss es sein, gute und erfolgreiche Filme zu machen.“ Keine gespaltene Filmförderung! (FAZ vom 21.3.2015, S. 14 – Feuilleton)

Zum Gastbeitrag von Lars Henrik Gass: Wider die Diktatur des Mittelmaßes (frei zugänglich)

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