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Presseschau

KI.KA-Affäre (VII): Udo Reiter: „Wir sind alle beschädigt“

10. Januar 2011
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Der millionenschwere Betrugsskandal beim Kinderkanal (KI.KA) solle nach dem Willen der Film- und Fernsehproduzenten dauerhafte Konsequenzen für ARD und ZDF haben, schreibt Hans-Peter Siebenhaar im Handelsblatt. Die Produzentenallianz verlange von den Anstalten mehr Offenheit bei der Ausgabe der Gebührengelder. „Wir fordern von ARD und ZDF mehr Transparenz in der Auftragsvergabe", habe Christoph Palmer, Chef der Produzentenallianz, dem Handelsblatt gesagt. „Wir wollen genau wissen, welche finanzielle Mittel Sendern wie dem Kinderkanal bei der Vergabe von Fernsehsendungen zur Verfügung stehen.“ Durch Offenheit bei den Ausgaben für das Fernsehprogramm könnten Betrügereien wie im Fall des Kinderkanals verhindert werden, sei sich Palmer steher.

Die ARD sei in den vergangenen Jahren durch eine Reihe von Finanzskandalen erschüttert worden, schreibt Siebenhaar weiter. So sei die frühere NDR-Fernsehspielchefin Doris Heinze wegen Bestechlichkeit, Untreue in drei Fällen und Betrugs vor Gericht gekommen. Beim Saarländischen Rundfunk habe der Chef der Produktionstochter Telefilm Saar mit gefälschten Rechnungen und frisIerten Bilanzen einen Schaden von 25 Millionen Euro angerichtet. Der Ex-Sportchef des Hessischen Rundfunks, Jürgen Emig, habe 2008 wegen Untreue und Bestechlichkeit für zweI Jahre und acht Monate hinter Gitter gemusst, ein Jahr später sei der frühere Sportchef des MDR, Wilfried Mohren, wegen Bestechlichkeit zu einer Bewährungsstrafe verurteilt worden: Filmemacher fordern mehr Transparenz (frei zugänglich, Handelsblatt Nr. 6 vom 10.1.2011, S. 29 – Unternehmen & Märkte)

Der Tagesspiegel bringt ein Interview mit dem MDR-Intendanten Udo Reiter. Auf die Frage, ob es in der ARD „jemals einen größeren Betrugsfall“ gegeben habe, antwrtet Reiter: „Ich kenne keinen. Diesen Ruhm haben wir für uns.“ Bei sieben Millionen Euro Schaden seit 2005 ergebe sich die „hübsche Summe von mehr als einer Million Euro pro Jahr“, rechnet der Tagesspiegel nach und fragt, wie das gehe. „Das fragen wir uns auch,“ antwortet Reiter. Es sei „in der Tat schwer nachzuvollziehen, wie das im Detail abgelaufen ist“. Zwar habe es interne Prüfungen mit „etlichen Vorschlägen“ für interne Verbesserungen“ gegeben, „aber keinen Hinweis auf den Betrugsfall“.

Zwar habe man im MDR „die Schrauben nach dem Fall Mohren so eng angezogen wie nur irgend möglich“, aber: „Irgendwo müssen Sie auch noch Platz lassen für kreatives Handeln. Wir machen ja Fernsehen und produzieren keine Autos. Sie können natürlich eine perfekte Kontrollmaschine aufbauen. Dann hätten sie vielleicht keine Betrugsfälle mehr, aber vermutlich auch kein lebendiges, flottes Programm. Wir sind da in einer Zwickmühle.“ Auf die Frage, ob er damit rechnen müsse, dass ihm „der Skandal auf die Füße fällt“, antwortet Reiter: „Der KiKa ist ja eine Gemeinschaftseinrichtung von ARD und ZDF. Insofern sind wir alle beschädigt.“ „Ich bin der Betrogene, nicht der Betrüger“ (frei zugänglich)

Eine aktuelle Zusammenfassung bei epd Medien: Nach KI.KA-Skandal: Produzenten fordern mehr Transparenz (frei zugänglich)

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