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Presseschau

Medienförderung am Scheideweg: Handwerkliche Qualität vs. Production Value

19. September 2018
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In Politik & Kultur, Nr. 5/18, September-Oktober 2018, S. 07 schreibt Malte Behrmann zu der Medienförderung in Deutschland. Er skizziert, dass es nach dem zweiten Weltkrieg nötig war Strukturen in Europa zu schaffen, die ein Minimum an heimischer Kinofilmproduktion ermöglichen sollten und die im Wesentlichen „umlagefinanziert“ sind. Behrmann im Artikel: „Neben wirtschaftlichen und kulturellen Motiven sind sicherlich auch Gesichtspunkte maßgeblich gewesen, die einer „Zufuhr des Neuen“ in einer zunehmen von Standards und Stereotypen geprägten Umgebung etwas abgewinnen konnten.“

Zielgruppe dieser Förderinstrumente sind die Filmproduzenten, so Behrmann, „die in Deutschland mit der Entwicklung eigener Geschichten zur Reproduktion der kulturellen Gegenwart beitragen und damit einen Beitrag zur kulturellen Vielfalt in einem eigenen nationalen Kulturkontext leisten.“ Auf die wirtschaftliche Förderung sei stets geachtet worden, weshalb auch die – bis heute erfolgreiche – Referenzfilmförderung eingeführt wurde. Diese Förderung verbinde „ökonomische und kulturelle Gesichtspunkte“ und stelle „die lokalen Produzenten eigener sogenannter >>intellectual property rights<< (IPR) in den Mittelpunkt.“ Dazu kamen die regionalen Förderungen der Bundesländer. Als interessant hebt Malte Behrmann hervor, dass bei der Produktion lokaler IPRs zu sehen sein, dass aber der „production value“ gering sein kann, wenn dann aber „die handwerkliche Qualität“ stimmt, könne es dennoch zu sehr erfolgreichen Projekten führen, die „schnell das Hundertfache ihrer Investitionskosten wieder einspielen“.

Das gesamte Fördersystem sei „mit der Digitalisierung unter Druck gekommen“ und die Kinoauswertung verliere an Bedeutung, so heißt es weiter im Artikel und die Reaktion der Politik auf den Druck bezeichnet Behrmann als „erstaunlich“. Die geschaffenen Produktionsförderfonds gewährten nun „weitgehend unabhängig vom Inhalt“ Zuschüsse. Er skizziert die Schaffung des DFFF, der aus seiner Sicht „zum Ausgleich von Medienfonds“ geschaffen worden sei, aber der heute in seiner Form „tatsächlich deutschen Produzenten“ wenig nütze: „das Gros fließt in Hollywood-Produktionen. Ähnliches gelte für den GMPF. Aus Behrmanns Sicht „verzichtet man auf die Schaffung eigener Inhalte im Sinne von IPR´s im Lande“ da dem production value und nicht der handwerklichen Qualität Vorrang eingeräumt werde. Das hält er für „eine gefährliche Fehlentwicklung“. Ähnlich würde es nun in der diskutierten Schaffung eines Förderfonds des Bundes für die Gamesbranche laufen, die sich am DFFF orientiere, was er für eine falsche Richtung hält. Im Bereich der Games-Förderung sollte sich „an handwerklicher Qualität“ orientiert werden, so sein Appell.

Malte Behrmann, Rechtsanwalt und Hochschullehrer, Gründungsgeschäftsführer des GAME.

Zum Download der Ausgabe Politik & Kultur, Nr. 5/18

(Frei zugänglich)

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