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Presseschau

Alexander Thies: „Produzenten wollen starke und leistungsfähige und von den Beitragszahlern akzeptierte öffentlich-rechtliche Sender“

21. Dezember 2012
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Im Gastbeitrag für Blickpunkt:Film erklärt Alexander Thies, Vorsitzender des Produzentenallianz-Gesamtvorstands, warum die Produzenten nicht in den Chor jener einstimmen, die anlässlich der Einführung des Rundfunkbeitrags gegen die öffentlich-rechtlichen Sender in Deutschland agitieren, und warum Transparenz für diese Sender gerade jetzt so wichtig ist. Der Beitrag im Wortlaut:

Produzenten fordern Transparanz von ARD und ZDF

Existenzfragen

von Alexander Thies, Vorsitzender des Gesamtvorstands der Allianz Deutscher Produzenten – Film & Fernsehen

Wie man immer wieder liest, ist das öffentlich-rechtliche System in Deutschland das teuerste der Welt. Unbestreitbar ist es aber auch eines der besten. Das kann man angesichts eines jährlichen Gebührenaufkommens von über 7,5 Mrd. Euro natürlich auch erwarten. Die Ansprüche sind hoch – und sie werden steigen. Wenn die Bürgerinnen und Bürger nicht mehr wegen des Besitzes eines „Empfangsgeräts“ zur Zahlung von Rundfunkgebühren verpflichtet sind, sondern wenn sie allein als Wohnungsinhaber ab 2013 als „Beitragsschuldner“ gelten, werden sie Enthüllungen, nach denen einzelne Mitarbeiter der Sender aus Fahrlässigkeit oder aus kriminellen Motiven Millionenschäden angerichtet haben, noch skandalöser als bisher finden. Sie werden fragen, ob es wirklich nötig ist, dass von ihrem Rundfunkbeitrag die Rechte für sehr teure Fußballmeisterschaften bezahlt werden, die auch bei werbefinanzierten Sendern gezeigt werden könnten. Sie werden nicht verstehen, dass die öffentlich-rechtlichen Sender im Gegensatz zu steuerfinanzierten Institutionen so wenig dazu verpflichtet sind, die Verwendung ihrer Mittel offenzulegen, weil es für die Bürgerinnen und Bürger keinen Unterschied macht, ob sie als Steuerzahler oder als Beitragsschuldner zahlen müssen.

Die Produzentenallianz wird nicht in den Chor jener einstimmen, die anlässlich der Einführung des Rundfunkbeitrags mit wohlfeiler Polemik und durchsichtigen Argumenten gegen die öffentlich-rechtlichen Sender in Deutschland agitieren. Die Existenz von ARD, ZDF und Deutschlandradio ist vielen ein Dorn im Auge – aus ideologischen Gründen, aber auch wegen handfester wirtschaftlicher Interessen.

Auch die Produzenten haben handfeste wirtschaftliche Interessen. Fast zwei Drittel ihres Auftragsvolumens kommen nach der neuen Produzentenstudie von öffentlich-rechtlichen Sendern. Deshalb richten sich die wirtschaftlichen Interessen der Produzenten nicht gegen ARD und ZDF, im Gegenteil: Die Produzenten wollen starke und leistungsfähige und von den Beitragszahlern akzeptierte öffentlich-rechtliche Sender.

Mit der Akzeptanz der Öffentlich-Rechtlichen scheint es aber gegenwärtig nicht so gut bestellt zu sein. Nach einer aktuellen Umfrage finden es 60 Prozent der Befragten nicht richtig, dass ab Januar jeder Haushalt einen Rundfunkbeitrag entrichten muss. Dieses Problem können die Sender nur lösen, wenn sie ein Programm zeigen, das einerseits nicht auch so ähnlich bei den Werbefinanzierten zu sehen ist und das den Zuschauern andererseits die Gewissheit verschafft, für ihren Rundfunkbeitrag einen angemessenen Gegenwert zu bekommen. Dieses hochwertige Programm müssen die Sender aber auch bezahlen wollen. Und weil die Bürgerinnen und Bürger genauer wissen wollen, was die gebührenfinanzierten Sender mit den 215,76 Euro machen, die jährlich überwiesen werden müssen, wäre es klug, wenn die Sender ihre Transparenz entscheidend verbessern würden. Es ist ja nicht nur die Produzentenallianz, sondern zum Beispiel auch die Organisation Transparency International Deutschland, die die Sender ermuntert, ihre Auftragsvergaben offener zu machen.

Kritiker und Gegner der öffentlich-rechtlichen Sender gefallen sich besonders in dieser Zeit darin, ARD und ZDF publikumswirksam Verschwendungssucht, Schludrigkeiten und Misswirtschaft vorzuwerfen und sie mit totalitären Staaten zu vergleichen. Erst wenn die Sender dem selbstbewusst begegnen und damit zeigen, was sie sind – nämlich wertvolle Leuchttürme im Dienst unserer freien und so offenen wie vielfältigen Gesellschaft –, werden es Wohnungsinhaber richtig finden, den Rundfunkbeitrag zu zahlen.

Aus: Blickpunkt:Film Nr. 52/12-1/13 vom 24. Dezember 2012

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