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Presseschau

Debatte zu sexuellen Übergriffen: Ein Presseblick

26. Januar 2018
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FAZ: Die neuen Vorwürfe gegen den Regisseur Dieter Wedel würden, so Verena Lueken in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, zeigen: Auch in Deutschland seien Übergriffe in der Unterhaltungsbranche Alltag. Das bringe nun auch die ARD in Erklärungsnot. Sie formuliert: "Dass auch in Deutschland sexuelle Übergriffe institutionell gedeckt wurden, wie es nun scheint, wenn man liest, der Saarländische Rundfunk (SR) habe an Wedel als Regisseur trotz massiver Vorwürfe gegen ihn festgehalten, gibt den Anschuldigungen nun auch bei uns eine systemische Dimension." Systemisch auch hier

Deutschlandfunk: Regisseur Dieter Wedel soll in den 80er-Jahren mehrere Schauspielerinnen sexuell bedrängt haben, die an Produktionen des Saarländischen Rundfunks beteiligt waren. "Es gibt Indizien dafür, dass auch die Intendanz Bescheid wusste", sagte der jetzige SR-Intendant Thomas Kleist: SR öffnet zwecks Aufklärung seine Archive


SZ: Forderung nach einem unabhängigen Untersuchungsbeautragten

Prof. Dr. Heribert Prantl schreibt zu den bekannt gewordenen Anschuldigungen um den Regisseur Dieter Wedel, dass vielleicht die vielen Taten, die ihm vorgeworfen werden verjährt seien, daraus aber nicht gefolgert werden könne, dass "sexuelle Gewalt, wie sie ihm vorgeworfen wird, unter den Teppich gekehrt" bleiben darf. Prantl weiter: "Unschuldsvermutung? Das heißt nicht, dass die Opfer nicht reden dürfen. Unschuldsvermutung heißt auch nicht, dass die Zeugen nicht aussagen dürfen." Es gelte "Aufdecken, das Schweigen brechen". Und weiter: "Man hat sexuelle Gewalt wie einen Kollateralschaden in Kauf genommen." Er empfiehlt: "Die Fernsehanstalten, die mit Wedel skrupellos ihre Geschäfte machten, sollten einen unabhängigen Untersuchungsbeauftragten einsetzen, der die Vorwürfe aufklärt – so wie dies die Jesuiten vom Berliner Canisius-Kolleg nach der Aufdeckung des Missbrauchsskandals getan haben." Macht und Schande 
(SZ / 26.1.2018/ nicht frei zugänglich/Meinungsteil)

FAZ: Die neuen Vorwürfe gegen den Regisseur Dieter Wedel wegen angeblicher sexueller Übergriffe, Gewalttätigkeit und Schikane würden schwer wiegen. Der Saarländische Rundfunk (SR) und der NDR, so die Frankfurter Allgemeine Zeitung, würden in die Aufklärung gehen. So habe der SR bekannt gegeben, er wolle die erhobenen Vorwürfe umfassend aufarbeiten: "Die Spitze des Senders habe eine „Task Force“ unter Federführung von Justiziar Bernd Radeck gebildet, teilte der SR mit. Das Gremium habe die Akten von damals bereits einmal gesichtet."
Das ZDF sieht sich nicht betroffen: Das ZDF habe die vorgetragenen Vorfälle geprüft und geäußert: „Dabei wurden keine Hinweise oder Unterlagen gefunden.“ Der Intendant des ZDFs Thomas Bellut habe zu Transparenz aufgefordert: „Ich habe an alle Beschäftigen appelliert, Fehlverhalten nicht zu ignorieren, sondern zu benennen.“
Auch der Norddeutsche Rundfunk (NDR) bemühe sich um eine „größtmögliche Aufklärung“. Sender sichten Archive im Fall Dieter Wedel

FAZ: Der stellvertretende Vorsitzende des Bundesverbands Schauspiel, Hans-Werner Meyer: "Grenzüberschreitung gehört bei uns aber eben auch zum Beruf. Da entsteht Unsicherheit in Bezug auf den Regelbruch. Eine konkrete Handreichung ist deshalb schon sinnvoll. Kann etwa erwartet werden, dass man sich beim Casting auszieht? Wie ist es, wenn es etwa um eine Rolle mit Nacktszenen geht? Der Kodex könnte zudem vorschreiben, dass ein Casting immer unter mindestens sechs Augen stattfinden muss. Ein Privatcasting, wie es gerade Herrn Wedel vorgeworfen wird, das dann Möglichkeit zum Missbrauch bietet, wäre damit ausgeschlossen."  „Das Thema hat Priorität“
(FAZ online vom 24.1.2018)
Der Tagesspiegel: Mit den massiven Vorwürfen gegen Dieter Wedel habe auch Deutschland seinen Weinstein-Skandal. Die Debatte über Schweigekartelle und Tabuisierung stehe dabei noch am Anfang. Im Gegensatz zur US-Filmindustrie würden die Öffentlich-Rechtlichen keineswegs unter Profitdruck stehen. Ein Kommentar von Christiane Peitz: "Jetzt ist wieder von Schweigekartellen die Rede. Kollegen und Teams haben erschrocken weggeschaut, aber etabliert wurde das Kartell von Produzenten, Redakteuren, Menschen mit Macht. Mit den Schauspiel-Agentinnen gehören auch Frauen zu den Komplizen." Die Komplizen

Tagesspiegel: Zwei Arbeitskolleginnen warfen dem US-Schauspieler Casey Affleck 2010 sexuelle Belästigung vor.  Casey Affleck sagt Teilnahme an Oscar-Verleihung ab

(alle frei zugänglich)

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