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Presseschau

Öffentlich-rechtliche Produktionsetats: „Die Branche basiert auf Selbstausbeutung“

4. September 2015
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Was in anderen Branchen die Regel ist, scheine bei Film und Fernsehen eher die Ausnahme zu sein: faire Produktionsbedingungen mit Tarif- und Arbeitszeitregeln, schreibt Tilmann Gangloff in der Stuttgarter Zeitung. Dass ARD und ZDF jetzt mehr Geld fordern, sei vor diesem Hintergrund verständlich.

„Verursacher der Misere sind ganz klar die Sender, allen voran die öffentlich-rechtlichen Anstalten, die keine Bereitschaft zeigen, die Kostenentwicklungen, denen alle Wirtschaftsgüter unterliegen, auch auf den Bereich Fernsehfilm zu übertragen und seriös kalkulierte Produktionsmittel zur Verfügung stellen,“ wird Stephan Wagner, geschäftsführender Vorstand Bundesverband Regie, zitiert: Seit vielen Jahren werde es für selbstverständlich erachtet, „dass mit eingefrorenen oder sogar gesunkenen Budgets gearbeitet wird.“ Dem widerspräche ZDF-Fernsehfilmchef Reinhold Elschot energisch: „Seit ich vor sechs Jahren hier Chef geworden bin, sind die Etats unserer Fernsehfilme nicht kleiner geworden, sondern kontinuierlich gestiegen. Manche können damit besser und vernünftiger umgehen als andere.“ Gebhard Henke, Programmbereichsleiter Fernsehfilm beim WDR, äußere sich ähnlich: „Ein Film kostet die Summe X, damit muss man klar kommen und einen Stoff eben dem Budget entsprechend entwickeln.“ Würden die Einzeletats erhöht, müsse die Zahl der Filme reduziert werden. Das wiederum wecke die Empörung der Unternehmer. Uli Aselmann, Vorstandsmitglied der Produzentenallianz, nenne Henkes Drohung kurios: „Wofür steht der Sender denn, wenn er noch weniger Filme produzieren lässt?“

Für viele Produktionen dürfte in Zukunft sowieso gelten, was der Produktionsleiter Peter Güde ganz generell formuliere: „Die Branche basiert auf Selbstausbeutung. Das wird mit dem Gefühl belohnt, zu den Coolen zu gehören. Deshalb lässt man sich auf Arbeitsbedingungen ein, die sich Fabrikarbeiter nie gefallen lassen würden.“ Die Organisation eines Filmdrehs, bestätige der Regisseur Stephan Wagner, komme mittlerweile „einer Mangelverwaltung gleich“: Faire Arbeitsbedingungen sind selten (frei zugänglich)

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