Skip to content
Presseschau

Ärger wegen „ZDF-Propaganda“

4. September 2008
Topic
Kontakt

Geschäftsstelle Berlin
T 030 20670880
E-Mail

Am Dienstag Abend habe das „heute journal“ Propaganda für die Internetaktivitäten des ZDF gemacht, schreibt Christopher Keil in der Süddeutschen Zeitung. In der Halbzeitpause des Abschiedsspieles von Oliver Kahn sei „in knappen, wohlklingenden Sätzen die Existenzangst des öffentlich-rechtlichen Fernsehens thematisiert“ worden. In diesen Wochen solle eine gesetzliche Regelung das Wirken von ARD und ZDF im Zukunftsmedium Internet beschreiben, die Ministerpräsidenten hätten der EU-Kommission einen Entwurf vorgelegt, der bald verabschiedet werde. An diesem Mittwoch habe es dazu noch einmal eine Anhörung der Bundesländer gegeben. Davor habe es ZDF-Intendant Markus Schächter offenbar für angemessen gehalten, BBC-Chef Mark Thompson dem deutschen Publikum vorzustellen, der bei der  medienwoche@IFA einen „einen schlecht besuchten Vortrag über die digitale Zukunft staatlich finanzierter Medien“ gehalten hatte.

Kleber habe darüber gesagt: „Da hat sich heute in Berlin auf der Internationalen Funkausstellung eine Stimme von Gewicht gemeldet. Jemand aus dem Mutterland des öffentlich-rechtlichen Qualitätsfernsehens.“ Richtiger wäre gewesen, dass sich das ZDF bei Thompson gemeldet hat, schreibt Christopher Keil weiter. Im „heute-journal“-Beitrag, der auf Klebers Ankündigung folgte, sei der Brite als Kronzeuge gegen alle in Stellung gebracht worden, die einen kontrollierten Einsatz staatlicher Rundfunkanstalten im Internet fordern. Darin nicht gesagt worden sei allerdings, dass der britische Qualitätssender auf Werbung, Schleichwerbung und Gewinnspiele verzichtet: „Das siebte Mainzelmännchen?“ (frei zugänglich)

Deutsche Intendanten lenkten mit falschem Pathos von den Streitpunkten der hiesigen Debatte ab, schreibt Michael Hanfeld in der Frankfurter Allgemeinen: „Sie diskreditieren die Aufgabe, das Selbstverständnis und die Funktion der freien Presse, sie verkehren die Fronten und weisen den öffentlich-rechtlichen Rundfunk in maßloser Selbstüberschätzung als alleinigen Hort des Qualitätsjournalismus aus.“ Dass er das aber gerade nicht sei, sondern politischen und eigenen Interessen bis in die Nachrichtengebung hinein unterworfen bleibe, das hätten die ZDF-Nachrichten an diesem Abend „wahrlich eindrucksvoll“ bewiesen: „Mit dem Zweiten sieht man Propaganda“ (frei zugänglich)

Der öffentlich-rechtliche Rundfunk müsse an dieser „Evolution“ der Medien teilhaben, sonst werde er „am Ende sterben“, zitierte die Berliner Zeitung gestern den BBC-Chef. Nach diesen Worten dürfte ihm der Applaus der Intendanten von ARD und gewiss sein. Allerdings habe Thompson auch gesagt, die Ausweitung der Öffentlich-Rechtlichen ins Internet dürfe nicht ungehindert vonstatten gehen. In Großbritannien werde versucht, eine „vernünftige Balance“ zu finden, damit öffentlich-rechtliche Sender nicht Bereiche einnähmen, die vom Markt bereits ausreichend besetzt seien: „50 Millionen Euro verbrennen“ (frei zugänglich)

Zur Pressemitteilung der medienwoche@IFA: „Medienwoche diskutiert Medienpolitik für das Internetzeitalter“ (frei zugänglich)

Über die Auftritte von ARD und ZDF bei der IFA schreiben Jennifer Lachmann und Lutz Knappmann in den Financial Times Deutschland, ARD und ZDF buhlten auf der IFA nicht nur um die Gunst der Messebesucher. Die gebührenfinanzierten Sender verfolgten eine politische Agenda, denn der Streit über ihre Digitalpläne gehe bald in die nächste Runde. „Ihr gutes öffentliches Recht“ (frei zugänglich)

Scroll