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Presseschau

Alexander Thies: „Rekordgewinne auf Kosten der Produzenten“

14. Juni 2012
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Blickpunkt:Film bringt in der nächsten Ausgabe ein Interview mit Alexander Thies, dem Vorsitzenden des Gesamtvorstands der Produzentenallianz. Mit der freundlichen Genehmigung des Entertainment Media Verlags bringen wir es hier im Wortlaut.

Nachgefragt bei Alexander Thies: „Unser Rohstoff ist Kreativität“

Mit dem Produzentenfest am 14. Juni machten die deutschen Produzenten öffentlichkeitswirksam Werbung für sich und ihre Arbeit. Alexander Thies nimmt Stellung zu aktuell drängenden Problemen.

Zwei Drittel der Mitglieder der Produzentenallianz beklagen, für ihre Leistungen nicht gerecht bezahlt zu werden.
In der Werbekrise vor drei Jahren haben die Privatsender ihre Budgets zusammengestrichen, was wir Produzenten natürlich mitgemacht haben. Die Sender konnten ja nicht mehr ausgeben, als sie hatten. Nach dem Ende der Krise wurden die Budgets allerdings nicht wieder angehoben. Heute freuen sich RTL Group und ProSiebenSat.1 Media AG regelmäßig über Rekordgewinne. Die entstehen aber auf Kosten der Produzenten – und der Schauspieler, Regisseure, Autoren und aller anderen Filmschaffenden. Genau wie die Sparbemühungen der öffentlich-rechtlichen Sender. Die stehen zwar unter Druck, es ist aber nicht einzusehen, dass bei einem sicheren Gebührenvolumen von 7,5 Mrd. Euro die Sparschraube ausgerechnet bei den Programmbudgets immer weiter angezogen wird, schließlich ist das Programm letztlich die Kernaufgabe der Sender.

Abgesehen von wenigen Einzelfällen blieb das befürchtete Sterben vor allem kleinerer Produktionsfirmen bisher jedoch aus. Warum erweist sich die Produktionsbranche als so krisenresistent?
Ich bin nicht sicher, ob „krisenresistent“ der richtige Ausdruck ist. Die deutsche Film- und TV-Produktionswirtschaft ist keine Branche, die aus Rohstoffen Produkte herstellt, die dann zu Festpreisen gehandelt werden. Unser Rohstoff ist Kreativität, aus der wir mit jeder Menge Know-how und dem großen Engagement vieler Menschen Filme, Serien, Shows und Werbespots machen. Voraussetzung dafür war schon immer neben großer Flexibilität auch ein gewisser Hang zur Selbstausbeutung. Jetzt kommen wir – und damit meine ich nicht nur die Produzenten – an einen Punkt, wo auch Flexibilität nicht mehr hilft. Mit den zur Verfügung stehenden Mitteln wird es immer schwieriger, in vernünftiger, guter Qualität auskömmlich zu produzieren, geschweige denn, Rücklagen zu bilden, um in zukunftsträchtige Programmideen zu investieren oder Ausfälle abzupuffern.

Bislang ist die Rechnung für Produzenten nicht aufgegangen, mithilfe neuer Auswertungsmöglichkeiten wie VoD neue Einnahmequellen zu erschließen. Warum?
Erstens konnten die Fernsehproduzenten bisher kaum eigene Rechte ansammeln, die für eine Verwertung unverzichtbar sind. Zweitens gibt es bei uns noch keine Plattformen, die vom Publikum so angenommen werden, wie zum Beispiel Hulu in den USA. Legale, nutzerfreundliche Angebote sind für uns der Schlüssel zu einer nennenswerten Wertschöpfung – und das beste Mittel gegen Internetpiraterie, die eine Marktentwicklung derzeit natürlich massiv behindert.

Welche Bedeutung hat das Produzentenfest aus Sicht der Veranstalter?
Die Allianz Deutscher Produzenten – Film & Fernsehen repräsentiert eine Industrie mit, grob geschätzt, vier Milliarden Euro Umsatz, unsere Produktionen werden täglich von Millionen Menschen gesehen. Bis auf die Schauspieler ist die Branche aber unsichtbar. Mit dem Produzentenfest zeigen wir der breiten Öffentlichkeit, wer wir sind und dass es uns gibt. Und wir bringen die Filmleute mit denen zusammen, die im komplexen Beziehungsnetz von Länder- und Bundespolitik, Sendern, Verwaltungen und Förderungen auf die eine oder andere Weise wichtig für unsere Branche sind. ak

Quelle: Blickpunkt:Film 25/2012 vom 18. Juni 2012. Online: Nachgefragt bei Alexander Thies: „Unser Rohstoff ist Kreativität“

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