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Presseschau

Produktionswirtschaft unterstützt Pläne zur Kino-Digitalisierung

4. Juni 2010
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In seinem Gastbeitrag für das Medienmagazin ProMedia (Ausgabe Juni 2010) erläutert Prof. Dr. Mathias Schwarz, Leiter der Produzentenallianz-Sektion Kino, die Ziele, den Einsatz und diePrioritäten der Produzenten bei der anstehenden Digitalisierung der Kinos. Der Beitrag im Wortlaut:

Produzenten wollen Digitalisierung der Kinos durch einen Virtual Print Fee finanziell unterstützen

Durchbruch bei der Digitalisierung des Kinos

Von Prof. Dr. Mathias Schwarz, Allianz Deutscher Produzenten, Sektionsleiter Kino
 
Die Produktionswirtschaft begrüßt außerordentlich, dass nun zumindest die Grundzüge eines Modells für die Digitalisierung der umsatzschwächeren Kinos vorliegt, die nicht aus eigener Kraft in der Lage sind, den Weg der Digitalisierung zu gehen. Eine baldige Digitalisierung liegt schon deshalb im Interesse der Produktionswirtschaft, weil die Digitalisierung des Produktionsprozesses selbst schon weit fortgeschritten ist. Zum Teil wird bereits digital gedreht, in jedem Fall finden schon weite Teile der Postproduktion digital statt. Die Notwendigkeit einer Rekonvertierung auf analoge Kopien stellt einen Anachronismus dar.
 
Auch die flächendeckende Digitalisierung ist ein grundlegendes Anliegen der Produzenten. Das Kino ist der geborene Ort der Präsentation und des Erlebens von für das Kino geschaffenen Filmen. Dabei werden gerade deutsche und europäische Filme in vielen Fällen in Programmkinos oder umsatzschwächeren Kinos gezeigt. Wenn diese den Anschluss an die technologische Entwicklung verlieren würden, wäre für einen guten Teil des filmischen Schaffens in Europa auch die Möglichkeit gestorben, diese Filme im Kino zu erleben.
 
Auch die Sicherstellung einer raschen Digitalisierung erscheint zwingend geboten. Nur hierdurch können die Kostenvorteile gesichert werden, die mit einem digitalen Filmvertrieb verbunden sind. Ein hybrides System, bei dem digitale und analoge Kopien über einen längeren Zeitraum parallel angeboten werden, würde diese Kostenvorteile zunichte machen. Darüber hinaus würden sich bei einem solchen dualen Vertriebssystem gerade die mittleren und kleinen Filme immer schwerer tun, da gerade die größeren Verleiher geneigt sein könnten, nur noch digitale Kinos zu beliefern.
 
Die Produktionswirtschaft hat deshalb schon vor einem Jahr ihre Unterstützung für ein Modell zugesagt, bei dem Einsatz digitaler Kopien durch Zahlung einer Virtual Print Fee dazu beizutragen, die Kosten für die Umstellung auf digitale Vorführungssysteme aufzubringen. In gleicher Weise haben die Produzenten ihre Zustimmung erteilt, als die Verleiher im Jahre 2009 gegenüber der FFA erklärten, im Falle einer Verpflichtung der FFA zur Rückzahlung der von den Kinos unter Vorbehalt geleisteten Filmabgabe einen pauschalen Erstattungsbetrag von 30 Prozent des Rückzahlungsbetrags an die FFA abzutreten.
 
Auch das vom Bundesbeauftragten für Kultur und Medien vorgestellten Modell, das eine Beteiligung der Verleiher an der Finanzierung der Umstellungskosten vorsieht, wird deshalb in gleicher Weise von den Produzenten getragen.
 
Dies sollte auch entsprechend verdeutlicht werden. Die deutschen Produzenten danken insoweit auch ihren ausländischen Kollegen, die ebenfalls bereit sind, sich an diesen Kosten zu beteiligen.
 
In den von den Produzenten mit den Verleihern über die Einzelheiten der Bezahlung von Virtual Print Fees zu treffenden Rahmenvereinbarungen ist Sorge dafür zu tragen, dass in der Übergangsphase alle Filme – auch die mittleren und kleineren Produktionen – einen gleichberechtigten Zugang zu digitalen und analogen Kinos erhalten. Gerade in der Umstellungsphase ist sicherzustellen, dass für alle Produktionen gleichberechtigte Chancen für einen Marktzugang bestehen.
 
Über Kinobetreiber ist im Zusammenhang mit den von vielen von ihnen nur unter Vorbehalt an die FFA geleisteten Zahlungen im letzten Jahr viel geschimpft worden. Dabei sollte jedoch nicht vergessen werden, dass es gerade die „Early Mover“ unter den Kinobetreibern waren, die nicht auf die Bereitstellung von umfangreichen Fördermitteln gewartet haben, sondern die auf ihr eigenes wirtschaftliches Risiko den Weg der Digitalisierung und des 3D Upgrades gegangen sind.
 
Das waren nach den uns vorliegenden Informationen nicht einmal vorrangig die Ketten, sondern in der Breite mittelständische Unternehmen. Sie haben den Erfolg des Jahres 2009 an der Kinokasse erst möglich gemacht und den Beweis dafür erbracht, dass in der Filmwirtschaft mutige unternehmerische Entscheidungen auch wirtschaftliche Erfolge zeitigen können. Sie haben damit eine Dynamik in die Entwicklung gebracht, die das heute vorgestellte Modell, das auch eine Digitalisierung der kleineren Kinos ermöglicht, unausweichlich gemacht hat. Dafür dient diesen Kinobetreibern die Anerkennung der gesamten Filmwirtschaft.
 
Kino-Digitalisierung muss jetzt schnell umgesetzt werden
 
Die Digitalisierung der Kinos wird häufig in einem Zug mit dem Siegeszug der 3DFilme genannt. Richtig ist, dass die Digitalisierung eine Voraussetzung für den 3D Upgrade darstellt. Dieser kann und soll mit der Digitalisierung jedoch nicht gleichgesetzt werden.
 
Ob die Zuschauer auf Dauer bereit sein werden, für 3D-Filme deutliche Preiszuschläge zu bezahlen, kann durchaus mit einem Fragezeichen versehen werden. Das ändert jedoch nichts daran, dass die Digitalisierung der Kinos, die ihnen auch eine deutliche differenzierte Programmgestaltung ermöglichen und die Kosten des Vertriebs günstiger machen wird, weiterhin sinnvoll bleibt. Sollte der ein oder andere 3D Film in den nächsten Monaten nicht den gewünschten Erfolg haben, so ist dies deshalb kein Grund, die Notwendigkeit der Digitalisierung der Kinos in Frage zu stellen.
 
Das von Staatsminister Bernd Neumann vorgestellte Modell kann auch deshalb als Durchbruch bezeichnet werden, weil es die unselige Verknüpfung der Probleme des FFG, der rechtlichen Unsicherheit des Abgabesystems und der Vorbehaltszahlungen der Kinobetreiber mit der Frage der flächendeckenden Digitalisierung aufhebt. Das war höchste Zeit. Nun sollte das Modell auch kurzfristig umgesetzt werden. Die Produktionswirtschaft bietet hierfür ihre konstruktive Mitarbeit an.
 
Wenn dies gelingt, mag dies aber auch ein Hoffnungszeichen sein, dass auch das Solidarsystem des FFG unter Beteiligung aller betroffenen Kreise und ohne Ausgrenzung einzelner Einzahlergruppen doch noch stabilisiert werden kann.

Aus ProMedia 6/2010, S. 40/41

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