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Presseschau

ARD-Vorsitzender Boudgoust: ARD und ZDF brauchen „Kraft der Kreativen“

10. Juli 2009
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In einem Gastbeitrag für Blickpunkt:Film schreibt der ARD-Vorsitzende Peter Boudgoust, die ARD setze sich für eine gestärkte Partnerschaft zwischen Produzenten und Öffentlich-Rechtlichen ein mit dem Ziel, kreative Filmproduktionen für das Publikum zu realisieren. Der Gastbeitrag im Wortlaut:

ARD-Vorsitzender Boudgoust: "Fairer Partner für Produzenten"

Als vor einem Jahr die Allianz Deutscher Produzenten – Film & Fernsehen gegründet wurde, ist viel darüber spekuliert worden, ob die neue starke Interessensvertretung einen „Aufstand der Produzenten“ gegenüber den öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten plant. Nach Kuschelkurs und Schmuseeinheiten sahen denn auch die öffentlich geführten Debatten des letzten Jahres gegenüber ARD und ZDF nicht aus: Onlinejournalismus, Rundfunkänderungsstaatsvertrag und Dreistufentest waren Reizworte in der öffentlichen Auseinandersetzung über die Festsetzung der neuen Rundfunkgebühr. Wir haben da manchmal zu viel übereinander und zu wenig miteinander geredet.

Nach dem rhetorischen Schlagabtausch sollten wir nun die Chance zur gestärkten Partnerschaft zwischen Produzenten und Öffentlich-Rechtlichen nutzen, um unser gemeinsames Ziel auch in Zeiten der wirtschaftlichen Krise zu verfolgen: Starke kreative Filmproduktionen für unser Publikum zu realisieren. Ein Publikum, das wir auf der großen Kinoleinwand erreichen, im Fernsehen und in Zeiten der Digitalisierung zunehmend auch auf neuen Vertriebswegen. Dort wo angesichts neuer technischer und gesellschaftlicher Entwicklungen neue Wege beschritten werden müssen, werden die Produzenten bei der ARD offene, faire und gesprächsbereite Partner finden.

Gestärkte Partnerschaft beginnt damit, dass wir früher und intensiver miteinander reden – und dann für unsere gemeinsamen Interessen auch öffentlich einstehen. Der von den Intendantinnen und Intendanten der ARD eingerichtete Gesprächskreis mit der Allianz ist ein erster Schritt zum regelmäßigen Dialog.

Unsere Fernsehproduktionslandschaft ist eine der kreativsten und qualitativ hochwertigsten in ganz Europa. Von der Berlinale bis zum Fernsehfilm-Festival Baden-Baden am Ende des Jahres, von den großen Fernsehproduktionen bis zu den „Debüt“-Reihen von ARD und ZDF zeigt sich die große künstlerische und handwerkliche Qualität, mit der wir unser Publikum verwöhnen. Das können wir nur mit der ganzen Kraft unserer vielfältigen Produktionslandschaft in Deutschland.

Auf der einen Seite die Big Player: Die UFA, Studio Hamburg, die Constantin, die Bavaria. Produktionen wie „Der Baader Meinhof Komplex“, „Mogadischu“ oder „Buddenbrooks“ wären ohne die gewaltige Marktkenntnis und das große finanzielle Engagement, zu denen nur die ganz Großen der Branche in der Lage sind, nicht möglich.

Auf der anderen Seite brauchen ARD und ZDF in gleichem Maße die Kraft der Kreativen, die sich ebenso häufig nur in den kleinen oder mittelgroßen Produktionsfirmen zu ungeheuren Leistungen aufschwingen kann: „Das Leben der Anderen“, „Vier Minuten“, „Wer früher stirbt ist länger to“, die Filme von Fatih Akin und Hans-Christian Schmid oder der kürzlich mit zwei Silbernen Bären ausgezeichnete Film „Alle Anderen“ sind eindrucksvoller Beleg für das auch international immer stärker wahrgenommene neue deutsche Filmwunder.

Im künstlerischen Erfolg wie in der finanziellen Krise liegt die Chance auf Zukunftsfähigkeit in der ehrlichen Analyse der eigenen Fähigkeiten und der eigenen Möglichkeiten: "To make the good popular and the popular good", darin sehe ich mit Volker Herres den Programmauftrag der Öffentlich-Rechtlichen. Um diesen Auftrag zu erfüllen, brauchen ARD und ZDF kreative und starke Partner.

Innovationen, Public Value, neue Programmstrategien wie vernetzte Themenschwerpunkte zum Nutzen unserer Zuschauer und auch der Online-User: Dies sind für mich die Felder, auf denen sich die Zukunftsfähigkeit des öffentlich-rechtlichen Systems in den nächsten Jahren entscheidet. Im Onlinebereich erfüllen wir unseren Programmauftrag ebenso wie in den klassischen Medien Hörfunk und Fernsehen, denn Erreichbarkeit für alle ist eine der Grundbedingungen öffentlich-rechtlichen Rundfunks. In Form von einem „Seven-days-catch-up“ in Mediatheken, durch Video-on-Demand-Angebote, Online-Foren und Podcasts stellen wir uns als Sender auf die veränderten Lebensgewohnheiten unseres Publikums flexibel ein, das sich seinen Medienkonsum zunehmend nicht mehr von einem starren Programmschema diktieren lässt. Auch hierfür brauchen ARD und ZDF die gestärkte Partnerschaft mit den Produzenten. Denn erst gemeinsam sind wir stark. Wenn wir unsere Kräfte bündeln, können wir gemeinsam unsere Vision mit starken Programmen verwirklichen. Wir sind es unserem Publikum schuldig. Peter Boudgoust

Der Gastbeitrag ist online bei blickpunktfilm.de (ARD-Vorsitzender Boudgoust: „Fairer Partner für Produzenten“) zugänglich und soll in der Blickpunkt:Film-Ausgabe 30/09 vom 20. Juli 2009 auch gedruckt erscheinen. Wir danken dem Entertainment-Media-Verlag für die freundliche Genehmigung zur Wiedergabe des Textes auf unseren Seiten.

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